
Norwegen
Lust auf den ultimativen Frische-Kick? Nah an der Natur und ganz weit weg vom Alltag? Wie wär’s mit Norwegen? Geht ganz unkompliziert. Ab in den Hamburger Hafen, einschiffen, Begrüßungscocktail und dann Leinen los!
Pure Erholung. Okay, tief im Unterbewusstsein schlummert die unerledigte Steuererklärung und die Dachrinne sollte ja eigentlich auch noch gesäubert werden. Spätestens nach dem zweiten Aperol Spritz an der Bordbar pfeift man drauf. Adieu Alltag. Fjord von hier.
Pure Erholung. Okay, tief im Unterbewusstsein schlummert die unerledigte Steuererklärung und die Dachrinne sollte ja eigentlich auch noch gesäubert werden. Spätestens nach dem zweiten Aperol Spritz an der Bordbar pfeift man drauf. Adieu Alltag. Fjord von hier.
mehr lesen
Ohne Sorgen
Der erste Seetag.Und was passiert am ersten Tag auf See: Nix! Und das finden auch alle ziemlich klasse. Das Schiff ist schön klein, alles ist überschaubar, man lernt sich schnell und unkompliziert kennen. Auf dem Sonnendeck schmelzen die Stunden dahin, dann ein ideenreiches Abendessen in Begleitung von Wein und netten Leuten. Die passen sich auch bald den Landessitten an und sind schnell beim Du, mit dem in Norwegen jeder angesprochen wird. Siez- und Titel-freie Zone, auch das macht die Sache angenehm. Und so kreisen die Gespräche nicht um mein Haus, mein Pool und mein Auto, sondern um gutes Essen, gute Weine und gutes Wetter. Aber werden die Augen jetzt tatsächlich schon schwer? Tja, die Seeluft. Nun gut, ein letztes Bier. Und klar, dass einer ruft: „Geht runter wie „Öl“ – jap, auch der Kerl hat schon mitgekriegt, dass Bier auf Norwegisch „Öl“ heißt. Rundum wohlig lässt man sich dann wie ein schwerer Seesack in die Betten plumpsen. „Ach, wie gemütlich ist diese Kabine, die für die nächsten Tage mein kuscheliges Zuhause auf See sein wird“, mag man noch denken sinkt ins weiche Kissen und wird erst wach, als die Sonne am nächsten Morgen auf der Nase kitzelt. Hey, wir sind ja bereits oberhalb des Polarkreises, erfährt man beim schüchternen Anklopfen ans Frühstücksei. Schon klasse, wie schnell und bequem man mit einem Kreuzfahrtschiff ins Europäische Nordmeer gelangt!
Lofoten live
Land in Sicht, die Lofoten. Majestätische Berge, tiefe Fjorde, kreischende Seevogelkolonien und von der Brandung umspülte Strände. Spätestens nach diesem ersten Weckruf der norwegischen Natur sind alle hellwach. „Die Schönheit dieses Orts ist schlicht und ergreifend atemberaubend“, schreibt der Lonely Planet-Reiseführer über diesen Außenposten der unberührten Wildnis – stimmt! Der Landgang beginnt mit Sightseeing in Svolvær, mit 4.500 Einwohnern die größte Stadt der Lofoten. Hier sind erstmals die typischen Fischerhütten zu sehen, „Robuer“ genannt. Leider bleibt keine Zeit, um den Stockfisch zu probieren, schließlich warten die Wikinger. Das Lofotr Wikingermuseum in Borg hält die Erinnerung an die Zeit der Nordmänner wach. Hier steht das mit 83 Metern Länge größte Langhaus aus der Wikingerzeit, heute ein lebendiges Museum. Da lauscht man Wikingergeschichten über Macht, Ruhm und Reichtum, und wer mag, kann in einem Wikingerschiff rudern oder sein Glück beim Axtwurf und Bogenschießen versuchen.Zurück an Bord, wird heftig über die Wikinger diskutiert. Für die einen waren sie bloß plündernde Piraten, die Angst und Schrecken verbreiteten. Andere finden das nicht ganz fair und führen an, dass Wikinger ja auch begabte Kunsthandwerker waren, die aus Metall und Holz grazilen Schmuck fertigten. Zudem seien sie grandiose Geschichtenerzähler gewesen, man denke nur an die nordischen Sagen. Dann zieht ein Grüppchen zwecks weiterer Recherche in die Bordbibliothek, während andere lieber die Getränkekarte recherchieren und sich in die Sonnenliegen am Pool fallen lassen. Längst hat jeder seinen ganz eigenen Rhythmus gefunden. Es ist der Wechsel von Erholung an Bord und erlebnisreichen Landgängen, der auch diese Kreuzfahrt so spannend macht.
Grenzgänge am Nordkap
Nordkap ahoi! Die Vorfreude wächst mit jeder Seemeile, dann erreicht das Schiff Honningsvåg, den klassischen Ausgangspunkt für Touren zum Nordkap. Der Bus braucht weniger als eine Stunde dorthin. Es geht durch arktische Landschaft, die auch eine Kulturlandschaft ist, geprägt von den Samen, die hier seit über 10.000 Jahren leben. Riesige Rentierherden, Menschen in farbenfroher Kleidung, das alles ist nicht für Touristen gemacht. Schon immer da war auch dieses 307 Meter hohe Felsplateau, vor dem sich die kalten Wassermassen von Atlantischem und Arktischem Ozean vermischen. Heute lockt das Nordkap Besucher aus aller Welt an. Aber warum eigentlich? Geographisch ist dies ja nicht mal der nördlichste Punkt Europas. Dann flüstert einer ganz leise: „Das war schon immer mein Lebenstraum“, und lässt den Blick verklärt übers Wasser wandern, gefühlt bis zum 2100 Kilometer entfernten Nordpol. Ja, vielleicht ist es ja die Gewissheit, hier an einer Grenze zu stehen, die Norwegens nördlichen Zipfel so einzigartig macht: Hier noch ein wenig Zivilisation, dort nur noch weiße, menschenfeindliche Wildnis.Bei einer Königskrabbensafari kann man allerdings erleben, wie sich der Mensch auch diese karge Gegend zu Nutzen macht. Im High Speed-Schlauchboot geht es hart übers Meer durch den Sarnesfjord. Dann ein abrupter Stopp, um die bis zu zehn Kilogramm schweren Königskrabben in ihren Fangkörben unter Wasser zu bestaunen und die knackigen Monster später, zurück an Land, genüsslich zu verzehren.
Sprühende Lebensfreude
Das Nordkap stellt den Wendepunkt dieser Kreuzfahrt dar. Während es auf dem Weg dorthin nur einen einzigen Stopp auf den Lofoten gab, stehen auf dem Rückweg in Richtung Süden nun zahlreiche Landgänge in Städten und Fjorden auf dem Programm – wieder ein Grund, anzustoßen. und so klimpern an Bord erneut die Eisstückchen im Cocktailglas. und dann geht allen ein Licht auf: Es ist 2 uhr morgens, aber hell wie am Tag. So ist das halt im norwegischen Sommer, wenn die Mitternachtssonne Tag und Nacht verschmelzen lässt. Und es ist wirklich schön anzusehen, wie die Sonne Fjorde, Berge, Dörfer – und Kreuzfahrtschiffe – nördlich des Polarkreises 24 Stunden lang ins schönste Licht taucht, samtrosig, goldgelb oder feuerrot. und erstaunlich: Die stetige Helligkeit macht gar nicht müde, sondern ganz schön munter. Auch an Bord ist die Energie zu spüren, die 24 Stunden Tageslicht verleihen. Alle sprühen vor Lebensfreude. Frühes ins Bett gehen ist kein Thema. und so hockt man auf dem Sonnendeck nicht selten bis zum frühen Morgen beisammen. Knut Hamsun hat das Phänomen der Mitternachtssonne in seinem Roman „Pan“ (1894) sehr schön beschrieben: „Es begann nicht mehr Nacht zu werden, die Sonne tauchte kaum die Scheibe ins Meer hinab und kam dann wieder empor, rot, erneuert, als sei sie unten gewesen und habe getrunken. Wie merkwürdig es mir in den Nächten ergehen konnte, kein Mensch würde es glauben.“Tromsø, Tor zur Arktis
Nach Tagen auf See und in freier Natur freuen sich alle auf die Stadt. Sightseeing in Tromsø steht auf dem Programm. Klar, bleibt Zeit fürs Café, aber zumindest einige der arktischen Sehenswürdigkeiten, mit denen Tromsø trumpft, sollte man sich nicht entgehen lassen. 350 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen, war die Stadt traditionell ein Ausgangspunkt für Expeditionen ins Eis und trägt daher voller Stolz den Beinamen „Tor zur Arktis“. und noch heute liegt ein Hauch von Abenteuer über allem. So erinnert das Polarmuseum an die Heldentaten von Polarforscher wie Roald Amundsen und Fridjof Nansen. Einblicke in die arktische Welt gibt überdies das Erlebniszentrum Polaria, in dem sich die intelligenten Bartrobben ihrer Hauptrolle sehr bewusst sind. Einen Abstecher lohnt auch die Insel Kvaløya, wo 300 Huskies samt ihrer knuffi gen Welpen im Wilderness Center leben. Und während Wissensdurst in der Eismeerkathedrale gestillt wird, steht die Bierhalle der Mack Brauerei, eine der nördlichsten Brauereien der Welt, für herbere Genüsse. Na, dann Prost – Verzeihung: Skål!Der Genuss setzt sich an Bord fort. Zum Abendessen gibt es Fisch, der überall in Norwegen ein Riesenthema ist. Zum Beispiel im charmanten Hafenstädtchen Kristiansund, dem nächsten Etappenziel. Klippfisch, durch Trocknung haltbar gemachter Kabeljau, ernährte die Menschen dort über Jahrhunderte. Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, steuert das Norwegische Klippfischmuseum an, das sich in einem Klippfischspeicher von 1749 befindet. Klar, dass man frisch zubereitete Flossentiere auch vor Ort verzehren kann, erstklassig zum Beispiel im beliebten SMIA Fischrestaurant mitten in Kristiansund.

Kleine Fjordkunde
Die nächsten Tage der Kreuzfahrt stehen ganz im Zeichen der Fjorde. Sie sind die Seele des Landes, rufen Bilder aus vergangenen Zeiten hervor und erzählen Geschichten, die tief im Bewusstsein der Menschen verankert sind. An diesen rauen Orten wurden Mythen geboren, und mag sein, dass hinter der nächsten Fjordbiegung ein boshafter Troll auf arglose Kreuzfahrer lauert. Überall an Norwegens 25.148 Kilometer langen Küste hat sich das Meer tief ins Land geschnitten und eine Naturkulisse geschaffen, deren wilde Romantik den Atem stocken lässt. Da fallen 1000 Meter hohe Steilwände fast senkrecht ab, da rauschen Wasserfälle und auf mächtigen Bergipfeln glitzert ewiger Schnee. Fjorden wohnt eine rohe, urgewaltige Kraft inne, die verlängerten Arme der Meere haben aber auch sanfte und ruhige Seiten mit zauberhaften Fischerdörfern, idyllischen Obstwiesen, sattgrünen Wäldern und friedlichen Bergebenen. Wo auch immer: Fjorde sind ganz großes Landschaftskino, und als Kreuzfahrer sitzt man in der ersten Reihe .Adlerkehren und Stabkirchen
Über 1000 Fjorde gibt es in Norwegen, ein Universum für sich. Ganz oben auf der Fjord-Hitliste rangiert der Geirangerfjord. Klassische Ziele für Kreuzfahrer sind hier die grandiosen Wasserfälle und die elf Haarnadelkurven der Adlerkehre, die hinauf zu einem Aussichtspunkt auf 600 Meter Höhe führen. Norwegens längster und tiefster Fjord ist der Sognefjord, der bis zu 1300 Meter tief ist und sich 204 Kilometer ins Land frisst. Malerisch sind auch die Sognefjordarme, darunter der an seiner engsten Stelle nur 250 Meter breite Nærøyfjord. Nicht zu vergessen der idyllische Lustrafjord, wo Landausflüge unter anderem zur Urnes Stabkirche führen. Der Bau stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist Norwegens älteste erhaltene Stabkirche. Einst gab es 1000 Stabkirchen im Land, geblieben sind 29. Angesichts der majestätischen Höhenzüge rund um den Sognefjord wird manchen Kreuzfahrer die Wanderlust packen, doch für ausgedehnte Trekking-Touren bleibt keine Zeit. Wer jedoch den Sognefjellsveien – die höchstgelegene Passstraße Nordeuropas– hinauffährt und vom Aussichtspunkt Mefjellet auf die 250 Berggipfel des Nationalparks Jotunheimen blickt, erhält zumindest einen Eindruck von einer Gegend, die mit guten Grund „Norwegens Dach“ genannt wird. Für Superlative gut ist übrigens auch der ebenfalls zum Sognefjord- Ensemble zählende Jostedalsbreen: Die Eisschicht des größten europäischen Festlandgletschers ist stellenweise 500 Meter dick.So viel frische Luft macht hungrig. Schön, dass man gerade in einer Gegend unterwegs ist, die mit ihrem guten Klima, der frischen Luft und den üppigen Bergwiesen einen hervorragenden kulinarischen Ruf hat. Obst, Beeren, Lamm, Wild, Bergforelle und Ziegenkäse kommen im 200-Einwohner-Örtchen Skjolden und anderen idyllischen Dörfern, die sich an den Fjorden und in den Tälern verstecken, in hervorragender Qualität auf den Tisch. Vel bekomme! Guten Appetit!
Handel und Wandel
Weiter führt der Weg durch die Schären in Richtung Süden. In Bergen geht es erneut an Land. Das Flair der Stadt ist geschäftig und weltoffen, was auch an der langen Kaufmannstradition liegt. Als einer der Hauptsitze der Hanse war Bergen über Jahrhunderte das Zentrum des florierenden Handels zwischen Norwegen und dem Rest der Welt. Von dieser glorreichen Zeit erzählt vor allem das Hanseviertel Bryggen mit seinen farbenfrohen Häuserfassaden. Heute findet man hier zahlreiche Restaurants, Gaststätten, Kunsthandwerkläden und historische Museen. Keine Frage: Der Ort inspiriert. Das fand wohl auch Edvard Grieg (1843-1907), der hier 22 Jahre lang auf dem Anwesen Troldhaugen lebte und in einer kleinen Gartenhütte viele seiner bekanntesten Stücke komponierte. Griegs Wohnhaus ist heute Museum und ein beliebter Ort für Lunch-und Abendkonzerte.Wie eine Symphonie klingt langsam auch diese Norwegen-Kreuzfahrt aus. Noch ein Abstecher in den ungezähmten Hardangerfjord, dann wieder Mußestunden auf See und schließlich die Abschiedsparty mit neuen Freunden an Bord. Was bleibt ist akutes Fernweh, aber auch die echte Freude, Norwegens „Once in a lifetime“-Ziele einmal selbst vom Schiff aus erlebt zu haben. Und irgendwie hat das gewaltige Naturerlebnis Körper und Geist gestärkt. Die Hürden des Alltags erscheinen gar nicht mehr so hoch – her mit der Steuererklärung!
weniger anzeigen